Thomas Röper, Betreiber der Webseite www.anti-spiegel.ru, ist Jahrgang 1971 und lebt seit 1998 überwiegend in Russland. Er gilt als Experte für Osteuropa und hat in verschiedenen Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft. Am 01. Februar 2019 schrieb er folgendes zur aktuellen Lage in Venezuela: „Die Lage in Venezuela ist immer noch angespannt und noch immer ist nicht klar, wer den Machtkampf im Land gewinnt. Das Militär hat sich nicht eindeutig positioniert, auch wenn es bisher wohl zum amtierenden Präsidenten Maduro hält. Auch das Angebot einer Amnestie, das der Oppositionsführer Guaidó abgegeben hat, hat daran bisher nichts geändert. Am 31. Januar 2019 hat zwar das EU-Parlament Guaidó als Präsidenten anerkannt, aber das ist nur eine symbolische Entscheidung, denn Auswirkungen auf die Politik der EU hat das nicht. Die EU-Außenminister konnten sich bei einem Treffen nicht auf eine gemeinsame Linie einigen. Die meisten westeuropäischen Länder wollen Guaidó anerkennen, wenn Maduro keine Neuwahlen ausruft, während die osteuropäischen Länder zwar mit der Opposition sympathisieren, aber eine offizielle Anerkennung bisher ablehnen. Die EU hat also keine gemeinsame Linie. Die USA stehen hinter Guaidó und machen Druck. Sie versuchen, Maduro durch neue Sanktionen von Einkommensquellen abzuschneiden und diese Einkommen der Opposition zukommen zu lassen. Auch wird sehr offen mit einem militärischen Eingreifen der USA gedroht. Man müsste nun meinen, dass es das Beste wäre, wenn sich Opposition und Regierung an einen Tisch setzen und verhandeln. Alles andere ist für das arme Land und seine Bevölkerung verheerend, ganz abgesehen davon, dass im schlimmsten Fall sogar ein Bürgerkrieg droht. Während Maduro bereit zu Gesprächen ist, lehnt Guaidó diese rundheraus ab. Wie sehr Guaidó dabei auf die Hilfe der USA hofft, kam in einem Interview mit CNN [Erklärung US-amerikanischer Fernsehsender mit Sitz in Atlanta im US-Staat Georgia] zu Tage, denn Guaidó sprach sich zwar gegen ein militärisches Eingreifen der USA aus, schloss es aber auch nicht aus. Diesem Mann, das muss man deutlich sagen, ist die Macht so wichtig, dass er sie notfalls auch durch einen Krieg der USA gegen Venezuela ergreifen will. Aber wie edel und demokratisch können die Motive eines Mannes sein, der auch vor einem Krieg gegen das eigene Volk nicht zurückschreckt? Bei diesem Thema ist besonders interessant, wie es in der Presse präsentiert wird. Im Spiegel lautet die Überschrift „Machtkampf in Venezuela – „Maduro ist ein Diktator“ – Guaidó will nicht mit Staatschef verhandeln“. Der Spiegel setzt also den Akzent auf den „bösen Diktator“ Maduro. Das soll beim Leser Verständnis für einen Mann wecken, der Verhandlungen ablehnt und sogar vor einem US-Krieg gegen das eigene Land nicht zurückschreckt. In Russland titelt die Nachrichtenagentur TASS hingegen zu dem Thema: „Guaidó schließt die Möglichkeit einer militärischen Intervention der USA nicht aus“. Die russische Überschrift ist in meinen Augen weit näher an der Wahrheit, aber dazu kann jeder seine eigene Meinung haben.“ Soweit die Einschätzung von Thomas Röper, die er auf seiner medienkritischen Webseite www.anti-spiegel.ru veröffentlichte. Es bleibt zu beobachten, wie sich die Lage in Venezuela weiter entwickelt. Hierbei scheint es wie immer ratsam zu sein, verschiedene Seiten unvoreingenommen anzuhören und sich dann seine eigene Meinung zu bilden.
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Die Lage in Venezuela ist immer noch angespannt und noch immer ist nicht klar, wer den Machtkampf im Land gewinnt. Welche Rolle spielt in diesem Machtkampf die Presse? Thomas Röper verglich auf seiner medienkritischen Webseite deutsche und russische Schlagzeilen miteinander. Sehen Sie selbst, wie unterschiedlich diese lauten und was sie wohl dem Leser vermitteln wollen. [weiterlesen]