In einer Pressemitteilung der Vereinten Nationen (UNO) vom 20. September 2016 hieß es, dass ein UN-Hilfskonvoi nordwestlich von Aleppo angegriffen worden sei. Mindestens 18 Lastwagen mit Hilfsladungen, die einem Konvoi von 31 Fahrzeugen der UNO sowie des Roten Halbmonds gehörten, seien beschädigt worden, so die UNO. Abends berichteten die Medien, dass dabei 20 Zivilisten und ein Mitarbeiter des Roten Halbmondes getötet wurden. UNO-Vertreter zeigten sich empört und sprachen von einem Kriegsverbrechen. Wie jedoch die westliche Presse das Ereignis aufgriff, dürfte nicht neu sein und muss etwas genauer unter die Lupe genommen werden. Die Meinung der westlichen Medien – welche den Angriff „syrischen oder russischen Flugzeugen“ zuschrieben, schien wieder einmal von Anbeginn festgestanden zu haben. Als Quelle für diese Behauptung nannten sie die sogenannte „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ (SOHR), die in einer kleinen Ortschaft in der Nähe von London ansässig ist, in Opposition zur syrischen Regierung steht und dessen Sachlichkeit mehr als angezweifelt werden muss. Sehen Sie dazu unsere Sendung „Syrien: Westliche Medien bedienen sich zweifelhafter Quelle“ Im jüngsten Fall seien nach Angaben der „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ zwölf Mitarbeiter des Roten Halbmonds und Fahrer der Lastwagen getötet worden, was später nicht bestätigt werden konnte. Weiter ließen die großen Medien hochrangige Vertreter des US-Außenministeriums zu Wort kommen: Als Verantwortliche für den Angriff auf den Konvoi kämen laut diesen nur die Luftwaffe der syrischen Regierung oder deren Verbündeter Russland in Frage. Westliche Kommentatoren gingen zumindest von der Möglichkeit aus, dass der Hilfskonvoi von der russischen Luftwaffe angegriffen wurde, um nach der ausgehandelten Waffenruhe eine Fortsetzung der Kampfhandlungen zu ermöglichen. Als Verdächtigen allerdings sehen sie vor allem das syrische Regime. Doch ist diese Darstellung wirklich haltbar, dass nur die syrische oder russische Luftwaffe für den Angriff auf den UN-Hilfskonvoi in Frage kommen? Oder werden die Betrachtungen anderer Möglichkeiten schlicht und einfach unterdrückt? Zuerst einmal dementierte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums Igor Konaschenkow: „Weder die russischen noch die syrischen Luftstreitkräfte haben Schläge auf den UN-Hilfskonvoi geflogen“. Weiter ist festzuhalten, dass der Hilfskonvoi durch die von Terroristen kontrollierten Territorien fuhr. Zuvor hatte das vor Ort tätige „Russische Zentrum für Versöhnung in Syrien“ den Hilfskonvoi begleitet. Als sie die Begleitung einstellten, begleitete das „Russische Zentrum für Versöhnung“ den Konvoi mit Drohnen, sagte Konaschenkow. Das Verteidigungsministerium habe die Videoaufnahmen der Drohnen vor Ort analysiert und keinerlei Belege dafür gefunden, dass es sich um Luftangriffe gehandelt habe. Ich zitiere Konaschenkow: „Die Videoaufnahmen zeugen unmissverständlich von einem Brand, der seltsamerweise gleichzeitig mit der Offensive der Terroristen auf Aleppo begonnen hatte.“ Noch etwas muss unbedingt beachtet werden, da Syrien und Russland von Anbeginn an und vor allem ungeprüft beschuldigt werden. Es wäre im Syrienkonflikt nämlich bei weitem nicht das erste Mal, dass sich massive Vorwürfe gegen die syrische Regierung im Nachhinein als falsch erweisen. Z.B. hatte der investigative US-Journalist Seymour Hersh in Untersuchungen nachgewiesen, dass die Obama-Regierung fälschlicherweise der Assad-Regierung die Schuld für den Sarin-Anschlag vom 21.8.2013 gab. Der Giftgasanschlag, bei dem ca. 1.200 unbeteiligte Männer, Frauen und viele Kinder qualvoll starben, sei von – aus Washington offiziell unterstützten – „gemäßigten Rebellen“ ausgeführt worden. Hersh enthüllte auch, dass es eine im Jahr 2012 geschlossene Geheimvereinbarung zwischen dem US-Außenministerium, den Regierungen der Türkei, Saudi-Arabiens und Katars gab. Danach sollte ein unter falscher Flagge geführter Sarin-Angriff Assad angelastet werden. Dies sollte den Vorwand für ein direktes militärisches Eingreifen der USA und ihrer Verbündeten liefern. Der deutsche politische Berater Christof Lehmann kam nach der Auswertung anderer Quellen zum selben Schluss wie Seymour Hersh: „Top Regierungsbeamte der USA und Saudi-Arabiens sind für den Chemiewaffeneinsatz in Syrien verantwortlich“. Hinsichtlich voreiliger Anschuldigungen gegen die russische Luftwaffe im Syrienkonflikt zeigten wir in unserer Sendung vom 8.11.2015 auf, dass die ihr angelastete Bombardierung eines Krankenhauses nie stattgefunden hatte (www.kla.tv/7081). Der ehemalige General der NATO und höchster Offizier der deutschen Bundeswehr, Harald Kujat, äußerte sich in der Maybrit Illner-Talkshow im ZDF vom 4.9.2014 unmissverständlich über die Desinformation des Westens, wenn es um die Berichterstattung bzw. Anschuldigungen gegen Russland geht. Vor diesem Hintergrund müssen im Prinzip alle Anschuldigungen gegen Assad und auch Russland betrachtet und auf eine mögliche Aktion unter falscher Flagge untersucht werden.
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In einer Pressemitteilung der Vereinten Nationen (UNO) vom 20. September 2016 hieß es, dass ein UN-Hilfskonvoi nordwestlich von Aleppo angegriffen worden sei. UNO-Vertreter zeigten sich empört und sprachen von einem Kriegsverbrechen. Wie jedoch die westliche Presse das Ereignis aufgriff, dürfte nicht neu sein und muss etwas genauer unter die Lupe genommen werden. [weiterlesen]